Das AMPEL CDSS ist ein klinisches Entscheidungsunterstützungssystem in der Routineversorgung. Der Fokus ist dabei die Erhöhung der Patientensicherheit und Verbesserung der Diagnostik mithilfe des Potenzials der digitalen Medizin.

Die Maßnahme wurde mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts finanziert (eHealthSax 2018-2022).

Projekt

Im Rahmen des AMPEL-CDSS werden medizinische Entscheider durch die verbesserte Verfügbarkeit und Gewichtung medizinischer Informationen in ihrer Arbeit für die Patientenversorgung unterstützt. Das Akronym AMPEL steht hierbei für Analyse- und Meldesystem zur Verbesserung der Patientensicherheit durch Echtzeitintegration von Laborbefunden.

Dezember
Förderung, 2.6 Mio. € aus öffentlichen Mitteln gemäß dem vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalt (eHealthSax), 2018-2022

Januar
Start AMPEL Projekt

Dezember
CDSS Aktivierung, Lactatemia

November
Teilnahme MEDICA, Düsseldorf

September
Preis, Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin, Magdeburg

August
CDSS Aktivierung, Hypercalcemia

März
CDSS Aktivierung, Hypokalemia

Januar
Preis, Forschungsfestival Lebenswissenschaften, Universität Leipzig

November
Neue Kooperation, Kardiologie, Universitätsklinikum Leipzig
Auszeichnung, MSD Gesundheitspreis 2020

Oktober
Neue Kooperation, Transfusionsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig

Februar
CDSS Aktivierung, Acute Kidney Injury
CDSS Aktivierung, Hyponatriemia

Januar
Teilnahme, Forschungsfestival Lebenswissenschaften, Universität Leipzig

Dezember
CDSS Aktivierung, Anämie
Roll Out, Chirurgische Abteilung, Universitätsklinikum Leipzig

November
Neue Kooperation, Endokrinologie, Universitätsklinikum Leipzig

Oktober
CDSS Aktivierung, Refeeding-Syndrom

September
Neue Kooperation, Team Ernährungsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig

April
Roll Out, Abteilung Innere Medizin, Universitätsklinikum Leipzig

Dezember
Neue Kooperation, Pharmazie & Infektiologie, Universitätsklinikum Leipzig

Oktober
Auszeichnung, Akademie für Patientenblutmanagement 2022
Förderung, 0.4 Millionen Euro durch die Bundesregierung (KHZG 2022-2024)
Teilnahme, Kongress der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Mannheim

September
Auszeichnung, SAP Innovationspreis 2022

Mai
Auszeichnung, Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Wiesbaden
Teilnahme, Projektworkshop: „Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft“ Wirtschaftsförderung Sachsen, online
Teilnahme, Aktionstag „Labordiagnostik“ (BDL & DGKL), Berlin

März
Teilnahme, Deutscher Kongress für Endokrinologie, online

Januar
Neue Kooperation, Anästhesie, Universitätsklinikum Leipzig

Sicherstellen der notwendigen medizinischen Konsequenz durch algorithmengestützte Qualitätssicherung

Kernstück des Projektes ist das Meldesystem, welches bei Hinweisen auf akute Krankheitsbilder und Verzögerungen in der weiteren Diagnostik und Therapie, in Echtzeit alarmiert. Basis dafür ist eine komplexe Datenzusammenführung aus labormedizinischen Ergebnissen und Daten aus dem Krankenhausinformationssystem.

Seit 2020 ist die Software an drei Krankenhäuser implementiert und aktiv. Neben dem Maximalversorger Universitätsklinikum Leipzig sind zwei Krankenhäuser der Regelversorgung, den Muldentalkliniken in Grimma und Wurzen, und damit insgesamt über 1500 Betten an das AMPEL-CDSS angebunden. Dank der randomisierten Anwendung der Regelwerke lassen sich wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über den Nutzen von klinischen Entscheidungsunterstützungssystemen (CDSS) gewinnen.

Verbesserung der Patientenversorgung
Vermeidung von Komplikationen
Entlastung des Personals
Unterstützung der Wirtschaftlichkeit

Ziele

Verbesserung der klinischen Versorgung

Die entwickelte telemedizinische Lösung stellt automatisiert und in Echtzeit auf Basis der labormedizinischen Befunde Bezüge zu weiteren patientenbezogenen klinischen Informationen aus dem Patienteninformationssystem des Krankenhauses her.

Alarmierung bei verzögerter oder inadäquater therapeutischer Konsequenz

Bei Hinweisen auf mögliche Verzögerungen oder Abweichungen wird unverzüglich ein medizinisches Meldesystem aktiviert, welches die notwendigen Schritte im Dialog zwischen Labormediziner und zuständigem Behandler kurzfristig sicherstellt.

Erhöhung der Patientensicherheit

Um die Patientensicherheit zu erhöhen, überwacht und meldet das System in Echtzeit, ob aus den angeforderten Laborwerten zeitgerecht medizinisch angemessene Konsequenzen und Folgeuntersuchungen abgeleitet wurden.

Interpretationshilfen für bestimmte Befundkonstellationen

Die telemedizinische Lösung liefert auf Basis der qualitätsgesicherten labormedizinischen Diagnostik, Hinweise auf das Vorliegen von spezifischen Krankheitsbildern und analysiert innerhalb von Sekunden („Echtzeit“), ob aus den angeforderten Laborwerten die richtigen Konsequenzen und Folgeuntersuchungen abgeleitet wurden.

Entwicklung von Regelwerken

Die im Rahmen des AMPEL-CDSS für die Alarmierung notwendigen Regelwerke werden auf Basis etablierter klinischer Entscheidungsbäumen unter kritischer Berücksichtigung aktueller Fachliteratur sowie retrospektiver Analysen von Ergebnissen der labormedizinischen Routinediagnostik erstellt. Zudem werden neue Machine-Learning-Modelle erforscht, und anhand von externen Datensätzen und Expertenwissen validiert und implementiert.

Übertragbarkeit der Ergebnisse

Das AMPEL-CDSS soll auch kleinere Krankenhäuser bei der Patientenversorgung unterstützen. Dafür sind labormedizinische Befunde bestens geeignet, da sie bereits jetzt aufgrund ihrer hohen Qualität und guten Vergleichbarkeit auch zwischen unterschiedlichen medizinischen Laboren eine vielversprechende Ausgangsposition für geeignete klinische Entscheidungsunterstützungssysteme darstellen.

Dokumentation von Befunden und Diagnosen

Die Ergebnisse des labormedizinischen Meldesystems sollen für jeden Patientenfall über den gesamten stationären Aufenthalt gesammelt und im Rahmen des Patientenentlassmanagements dann aus dem IT-System zusammen mit wesentlichen weiteren auffälligen labormedizinischen Ergebnissen in einer geeigneten Form in den Arztbrief übernommen werden.

Medizinische Kodierung von Befunden und Diagnosen

Die Software analysiert retrospektiv die Abschlussdokumentation der klinischen Fälle und erleichtert die Berücksichtigung relevanter Kodier- und Abrechnungsaspekte. Dieses ist vor allem aus Sicht der Abrechnung mit den Krankenkassen von großer wirtschaftlicher Bedeutung, liefert aber auch Daten, die für eine retrospektive Bewertung des Behandlungsprozesses genutzt werden können.

Konsortium

Das Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik (ILM) der Universitätsmedizin Leipzig (UML) gehört zu den führenden labormedizinischen Instituten in Deutschland. Im Rahmen der Krankenversorgung werden täglich rund 1500 Patientenuntersuchungen mit insgesamt rund 20.000 labormedizinischen Analysen für Klinik, Fakultät und das Medizinische Versorgungszentrum (MedVZ) des UKL durchgeführt. Das ILM ist nach der Richtlinie 98/79/EG und DIN EN ISO/IEC 17025, sowie den Richtlinien 93/42/EWG, 90/385/EWG und DIN EN ISO 15189 akkreditiert. Das Leistungsspektrum umfasst die klinische Chemie, hämatologische Diagnostik, Hämostaseologie, Immun- und Liquordiagnostik, endokrinologische Diagnostik sowie Molekular- und Spezialdiagnostik.

Zusätzlich erbringt das Institut als Screeningzentrum Sachsen zusammen mit dem Standort Dresden jährlich etwa 50.000 Neugeborenenscreening- Untersuchungen auf angeborene Stoffwechselkrankheiten für den Freistaat Sachsen und Thüringen. Die Forschung am ILM umfasst die Metabolom- und Proteinanalytik, sowie die molekulare und genetische Erforschung von Gefäßerkrankungen und Stoffwechselstörungen. Das Institut verfügt darüber hinaus über einen eigenen Bereich zur Durchführung der labormedizinischen Analytik klinischer Studien. Es bestehen Forschungskooperationen mit zahlreichen nationalen und internationalen Kooperationspartnern aus Forschung und Wissenschaft. In diesem Zusammenhang fungiert das ILM auch als wichtiger Partner für bedeutende Studienvorhaben wie die LIFE-Studie (Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen) und die Medizininformatik-Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung SMITH (Smart Medical Information Technology for Healthcare).

Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) blickt gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät als zweitälteste deutsche Universitätsmedizin auf eine reiche Tradition zurück. Heute verfügt das Klinikum mit rund 1450 Betten über eine der modernsten baulichen und technischen Infrastrukturen in Europa. Jährlich werden hier über 400.000 stationäre und ambulante Patienten auf höchstem medizinischem Niveau behandelt. Diese profitieren von der innovativen Forschungskraft der Wissenschaftler, indem hier neueste Erkenntnisse aus der Medizinforschung schnell und gesichert in die medizinische Praxis überführt werden.

Die Muldentalkliniken GmbH, Gemeinnützige Gesellschaft ist der zuverlässige Gesundheitspartner der Menschen und Kommunen im Landkreis Leipzig. Über 950 Mitarbeitende sichern rund um die Uhr die regionale Grund- und Regelversorgung mit den Disziplinen Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie / Geburtshilfe und Kinder- und Jugendmedizin mit insgesamt 355 Planbetten – ISO-zertifiziert und auf dem neuesten Stand der Forschung. Darüber hinaus bieten die Muldentalkliniken anerkannte Spezialleistungen in der Handchirurgie, in der Tumorchirurgie und -therapie, bei Schilddrüsenoperationen und in der Palliativmedizin.

Die Muldentalkliniken GmbH hat ihren Hauptsitz in Wurzen. Zur gemeinnützigen Gesellschaft der Muldentalkliniken gehören die beiden traditionsreichen Krankenhäuser in Grimma und Wurzen, die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in Colditz, Wurzen und Grimma sowie die Altenheimgesellschaft Muldental gGmbH in Wurzen und Brandis. Alleingesellschafter des seit 1997 erfolgreichen kommunalen Unternehmens ist der Landkreis Leipzig.

Die 2007 gegründete Xantas AG entwickelt als KMU Software für die Datenanalyse in Krankenhäusern. Das Software-Entwicklungszentrum befindet sich am Standort Leipzig. XANTAS stellt schwerpunktmäßig die Softwarelösung VISMEDICA her, welche sich auch dank ihres modularen Aufbaus inzwischen bei über 100 Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Einsatz befindet. Die Software ist in diesen Häusern – mit einer Gesamtkapazität von über 60.000 Krankenhausbetten – die fundierte Basis für Analysen u.a. in den Bereichen Medizin-, OP- oder Finanzcontrolling von fast 5 Millionen jährlich behandelter ambulanter und stationärer Patienten.

Schwerpunkte der bisherigen Software-Entwicklung waren einerseits das Anbinden SAP-basierter klinischer Informationssysteme, andererseits das Erstellen klassischer Datawarehouse-Modelle auf Basis einer speziell für das Gesundheitswesen entwickelten Nomenklatur und Systematik. Die 10-jährige Erfahrung auf dem Gebiet der Systematisierung im Analyseprozess-Design eines Krankenhauses ermöglicht es der Firma, schnell und umfassend auch auf neue Herausforderungen im Gesundheitswesen zu reagieren und innovative Ansätze zu verfolgen.

Publikationen

Sebastian Gibb; Thomas Berg; Adam Herber; Berend Isermann; Thorsten Kaiser (2023): A new machine-learning-based prediction of survival in patients with end-stage liver disease. In Journal of Laboratory Medicine, vol. 47, no. 1, pp. 13-21. https://doi.org/10.1515/labmed-2022-0162

Tom Sicker; Martin Federbusch; Berend Isermann; Wiebke Fenske; Charlotte Fries; Maria Schmidt; Thorsten Kaiser (2023): Challenge in hyponatremic patients – The potential of a laboratory-based decision support system for hyponatremia to improve patient’s safety. In: Clinical chemistry and laboratory medicine 61. https://doi.org/10.1515/cclm-2022-0883 

Paul C. Ahrens; Daniel Steinbach; Maria Schmidt; Martin Federbusch; Lara Heuft; Christoph Lübbert; Matthias Nauck; Matthias Gründling; Berend Isermann; Sebastian Gibb; Thorsten Kaiser (2022): Applying Machine Learning to Blood Count Data Predicts Sepsis with ICU Admission. In: medRxiv. https://doi.org/10.1101/2022.10.21.22281348.

David Kotzerke; Maria Walter Costa; Jenny Voigt; Alisa Kleinhempel; Maria Schmidt; Tim Söhnlein; Thorsten Kaiser; Reinhard Henschler (2022): Novelle QLL 2020 – welche Auswirkungen haben die neu empfohlenen Hämoglobin-Transfusionstrigger auf die klinische Versorgung? In: Transfusionsmedizin 12 (01), S. 26–36. https://doi.org/10.1055/a-1669-3918.

Thea Kister; Maria Schmidt; Jenny Voigt; Heike Richter; Michael Haase; Thorsten Kaiser (2022): Diagnosehilfe für akutes Nierenversagen: Laborbasierter Alarm erhöht die Patientensicherheit. In: Deutsches Ärzteblatt 119 (13), S. 567–568. https://www.aerzteblatt.de/archiv/224461/Diagnosehilfe-fuer-akutes-Nierenversagen-Laborbasierter-Alarm-erhoeht-die-Patientensicherheit.

Christiane Gärtner; Romy Langhammer; Maria Schmidt; Martin Federbusch; Kerstin Wirkner; Markus Löffler; Berend Isermann; Ulrich Laufs; Rolf Wachter; Thorsten Kaiser (2021): Revisited Upper Reference Limits for Highly Sensitive Cardiac Troponin T in Relation to Age, Sex, and Renal Function. In: Journal of clinical medicine 10 (23). https://doi.org/10.3390/jcm10235508.

Thea Sophie Kister; Johannes Remmler; Maria Schmidt; Martin Federbusch; Felix Eckelt; Berend Isermann; Heike Richter; Markus Wehner; Uwe Krause; Jan Halbritter; Carina Cundius; Markus Voigt; Alexander Kehrer; Jörg Michael Telle; Thorsten Kaiser (2021): Acute kidney injury and its progression in hospitalized patients-Results from a retrospective multicentre cohort study with a digital decision support system. In: PloS one 16 (7). https://doi.org/10.1371/journal.pone.0254608.

Maria Beatriz Walter Costa; Mark Wernsdorfer; Alexander Kehrer; Markus Voigt; Carina Cundius; Martin Federbusch; Felix Eckelt; Johannes Remmler; Maria Schmidt; Sarah Pehnke; Christiane Gärtner; Markus Wehner; Berend Isermann; Heike Richter; Jörg Telle; Thorsten Kaiser (2021): The Clinical Decision Support System AMPEL for Laboratory Diagnostics: Implementation and Technical Evaluation. In: JMIR Medical Informatics 9 (6). https://doi.org/10.2196/20407.

Georg Schleicher (2021): Assessing the technology and market readiness level of a software system – an analysis based on AMPEL. https://doi.org/10.5281/ZENODO.5763776.

Felix Eckelt; Johannes Remmler; Thea Sophie Kister; Mark Wernsdorfer; Heike Richter; Martin Federbusch; Michael Adler; Alexander Kehrer; Markus Voigt; Carina Cundius; Jörg Telle; Joachim Thiery; Thorsten Kaiser (2020): Verbesserte Patientensicherheit durch „clinical decision support systems“ in der Labormedizin. In: Der Internist 61 (5), S. 452–459. https://doi.org/10.1007/s00108-020-00775-3.

Sebastian Wegener; Felix Eckelt; Martin Federbusch; Carina Cundius; Markus Voigt; Alexander Kehrer; Jörg Telle; Thorsten Kaiser (2019): A Digital Approach to Improve the Management of Patients with Inflammatory Immune Response (AMPEL). In: Journal of Laboratory Medicine, vol. 43. https://doi.org/10.1515/labmed-2019-0135